
Seit diesem Frühjahr bin ich Garten-Patin. Und obwohl ich im Laufe der Jahre durch die landwirtschaftlichen Betriebe von Verwandten, einem Job bei einer Demeter-Gärtnerei und das Mitwerkeln in einem Bürgergarten eine Menge über Landwirtschaft und Gartenbau erfahren habe, war ich noch nie selber für ein Stück Land verantwortlich.
Nun sieht die Gartenwelt plötzlich anders aus. Vieles muss neu durchdacht, hinterfragt und vielleicht auch verändert werden. So kam mir der Workshop „Aus Mist Gold Machen“ von Boden- und Landschaftspfleger Bernhard Stichelmair gerade recht.
Ort des Workshops war der Garten der Digital-Agentur Scholz & Volkmer in der Wiesbadener Innenstadt. Denn der Workshop gehörte zum Rahmenprogramm der jährlichen See-Conference, einer Veranstaltung rund um das Thema Visualisierung. Die Agentur ist nicht nur Veranstalter der #see, sondern setzt sich auch für Nachhaltigkeit und Umweltprojekte ein.

Freiluft-Klassenzimmer im Agentur-Garten
Bernhard Stichelmair, normalerweise verantwortlich für Erde und Landschaft rund um Schloss Freudenberg, das Erfahrungsfeld der Sinne und des Denkens, hatte im Agentur-Garten ein kleines Freiluft-Klassenzimmer für uns aufgebaut.
Stuhlkreis, Schreibtafeln, Gartengeräte sowie Körbe mit Gras, Zweigen und Eselmist erwarteten die wissbegierigen Hobbygärtner. Die Workshop-Teilnehmer selber hatten Hausmüll aus ihren Bio-Tonnen mitgebracht.

27 verschiedene Arten von Kompost
„In der Fachliteratur kennt man 27 verschiedene Arten von Kompost,“ erfuhr die staunende Gruppe. Jede Pflanzenart braucht eine bestimmte Zusammensetzung von Nährstoffen.
Manche Pflanzen mögen ihre Mischung mehr sauer, andere weniger. Grundlage von Kompost ist immer Kohlen- und Stickstoff (Eiweiß). Der beste Kompost besteht hauptsächlich aus Kohlenstoff. So weit die Chemie.
Im Garten heißt das: Äste, Zweige, Blätter und Haushaltsabfälle werden in einer Ecke gesammelt und im Laufe der Zeit von Regenwürmern verspeist und wieder ausgeschieden.
Gartenkreislauf soll bewahrt werden
Wenn man sich innerhalb des Gartenkreislaufs bewegt, also nichts von außen hinzufügt, sondern nur Material verwendet, das aus dem Garten selbst kommt, bleibt auch das natürliche Gleichgewicht gewahrt.
„Der Kompost ist das Herz des Gartens,“ sagt Bernhard. Er bestimmt die Qualität des Bodens. Er sollte also mit viel Respekt an einer guten Stelle angelegt und behandelt werden. „Nicht höher als ein Mensch und nicht breiter als die Spannweite der Arme sollte der Hügel werden. Lang kann er schon sein.“

Schichtkuchen aus Gartenabfall und Mineralienmehl
Damit der Kompost nicht gärt oder fault, darf er innen nicht zu feucht werden. Das erreicht man, indem man immer mal wieder eine Schicht aus Holzasche, Urgesteinsmehl oder Meeresalgen über den Kompost verteilt. Dabei entsteht quasi ein riesiger „Schichtkuchen“ aus Gartenabfällen und Mineralienmehl.
Bei Verpilzung von Pflanzen empfiehlt Bernhard, den Kompost mit Hornkiesel- oder Bergkristallmehl anzureichern. Und zwar als Notlösung. Denn wenn sich Pilzsporen einnisten konnten, ist das Gleichgewicht der Pflanze gestört. Eine gesunde Pflanze bietet Sporen keine Angriffsfläche. Es heißt also, die Ursache für die Pflanzenschwäche zu suchen.
Edel-Kompost mit biodynamischen Präparaten
Echter Edel-Kompost entsteht übrigens, wenn man den Blätter-Zweige-Wurzel-Mineralstoff-Schicht-Kuchen zusätzlich mit biodynamischen Präparaten anreichert. Zumindest ist das die Philosophie des biodynamischen Forschungsrings, der sich auf die Erkenntnisse des Antroposophen Rudolf Steiner stützt.
Mehr über die Präparate erfahrt Ihr beim biodynamischen Forschungsring in Darmstadt. Dort gibt es zum Thema Präparate auch Workshops. Guckt einfach mal hier.